Keine Ignoranz: BASEL KILLS WORLD

27. März 2018

Nachdem die Polizei vergangene Woche Aktivist*innen am politischen Protest gegenüber der Baselworld gehindert und die staatlich angeordnete Ignoranz geschützt hat, formierte sich nun eine neue Widerstandsgruppe. In der ganzen Stadt und auf offiziellen Plakaten wurde mit Aufklebern auf die wahren Auswirkungen der Messe hingewiesen: BASELKILLSWORLD.

Ausführliches Statement ist weiter unten in der ersten Mitteilung zur Baselworld zu finden.

 


27. März 2018

BASEL KILLS WORLD

Heute wurde die Baselworld eröffnet. Der Kanton Basel-Stadt besitzt über 30% der Aktien. Diese Investitionen stehen in Zusammenhang mit Ausbeutung und Umweltzerstörung, doch die unschöne Seite der Messe wird in der Heimatstadt getrost ignoriert. Die Basler Regierung hält diese Ignoranz aufrecht. Ganz nach dem bereits bekannten Motto: Ignorance Unlimited.

Aktivist*innen halten dagegen und fordern: Let‘s talk about ingnorance! Sie versuchten an der Eröffnungsfeier ein rund 8 Quadratmeter grosses Transparent mit Ballonen an die Decke der Messe steigen zu lassen. Mit der Aufschrift ‚BASEL KILLS WORLD‘ wollten sie auf die Schattenseiten der glanzvollen Uhren- und Schmuckmesse aufmerksam zu machen. Die Polizei hat die Aktivist*innen jedoch am politischen Protest gehindert und schützt damit die staatlich angeordnete Ignoranz.

Die Schweiz und ihre Goldindustrie

Die enge Verstrickung von Basel mit der Uhren- und Schmuckmesse verlangt, sich auch mit Edelmetallen, speziell dem Gold ausseinander zu setzen. Die Schweiz nimmt als Rohstoffdrehscheibe für Gold eine Sonderrolle ein. Während andere Rohstoffe zwar über die Schweiz gehandelt werden, diese aber nicht passieren, gelangt Gold auch physisch in die Schweiz. Insgesamt sechs Raffinerien teilen sich 90% des weltweiten Handelsvolumen unter sich auf, vier davon haben ihren Sitz in der Schweiz. 70% des jährlich weltweit abgebauten Goldes wird von hiesigen Firmen aufgewertet. Über die Hälfte davon wird von der Schmuck- und Uhrenindustrie weiterverarbeitet.

Für den Abbau von Gold wird häufig Cyanid und Blei verwendet. Diese hochgiftigen Stoffe lagern sich im Körper der Goldschürfenden ab und gelangen in die Umwelt. Doch das ist nur ein Beispiel im Zusammenhang mit dem Goldabbau und -Handel. Studien1 berichten auch von Menschenhandel, der Finanzierung von Kriegen und Umsiedlungen von ganzen Regionen. Probleme rund um den Goldabbau und -Handel sind seit langem bekannt, ignoriert werden sie aber während der Baselworld, der weltweit bedeutensten Uhren- und Schmuckmesse.

Basel und die MCH Group: Szenen einer Ehe

Es sind Themen, die der Verwaltungsrats-Präsident der MCH Group ignoriert, jenes Unternehmen welches die Baselworld betreibt. Ulrich Vischer schwärmt in einem Video anlässlich des 100-Jahre Jubiläums von der langjährigen Partnerschaft mit Basel. „Man könnte sagen: eine gute Ehe. Denn Basel liebt seine Messe und wir Messemacher lieben Basel.“

Diese Aussage, bringt die Verstrickung von Basel mit der Uhren- und Schmuckmesse sinnbildlich auf den Punkt. Denn der Hauptaktionär der MCH Group ist die öffentliche Hand. So besitzt der Kanton Basel-Stadt über 30% der Aktien und ist damit der mit Abstand grösste Aktionär des Unternehmens. Neben Zürich und Basel-Landschaft, welche ebenfalls Aktien besitzen, darf Basel-Stadt zudem Verwaltungsratsmitglieder bestimmen. Momentan sind das unter anderem die Regierungsräte Christoph Brutschin als Vizepräsident, sowie Eva Herzog als Mitglied des Verwaltungsrats.

Die Ehe, welche Basel mit der MCH-Group geschlossen hat ist das Sinnbild einer unlimitierten Ignoranz. Basel investiert sein Geld in ein Unternehmen, das globale Zerstörung und Ausbeutung ermöglicht. Das Versprechen von Arbeitsplätzen und Vorteilen im Standortmarketing wird mit allen Mitteln gepusht. Die darauf beruhende ökologische Zerstörung und globale Ausbeutung wird ignoriert und dadurch in einer breiten Öffentlichkeit weder bewusst wahrgenommen noch kritisch reflektiert. Ein Zusammenhang, der konstant ausgeblendet wird und dadurch stetig weiterbestehen kann.

Das Erkennen von Zusammenhängen stellt sowohl den Beginn einer Auseinandersetzung als auch den Anfang einer Veränderung hin zu einer solidarischen Lebensweise dar. Eine globalisierte Wirtschaft hat globale Konsequenzen und folglich eine Verantwortung, die nicht an Ländergrenzen abprallt. Ausbeuterische Machenschaften von hier ansässigen Unternehmen, die Verstrickung von Basel mit globaler Zerstörung müssen thematisiert und kritisiert werden. Wir wollen nicht länger wegschauen.

LET‘S TALK ABOUT IGNORANCE.

ignorance-unlimited@immerda.ch

ignoranceunlimitede.noblogs.org

*Diese Aktion steht in keinem Zusammenhang mit früheren Geschehnissen rund um IgnoranceUnlimited.*

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